Eröffnungbeitrag des Stranges
„Emanzipation-Feminismus-Gleichberechtigung-Geschlechterrolle (Gender)“
Drei Teile, hier als einer zusammengefasst
Autor:
@That's me
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Ich möchte meine Positionen hier mal klar stellen. Auch um etwaigen Interpretationen vorzubeugen, deren Schuh mir nicht passt.
Ok, es ist recht viel in dieses Thema rein gepackt. Aber ich finde es wichtig, die Einzelthemen im Zusammenhang zu sehen.
Denn es greift alles ineinander.
Ich habe mal teils sehr alte Beiträge von mir heraus gekramt.
Ich teile das in 3 einzelne Beiträge.
Teil 1. Emanzipation allgemein
Als erstes sollte man Emanzipation und Feminismus unterscheiden.
Emanzipation ist nämlich nichts frauenspezifisches!, wird aber gerne gleichgesetzt, bzw. vermischt.
Als nächstes finde ich es wichtig zu überlegen, warum es überhaupt zu der "Emanzipationswelle" der Frauen kam und kommen musste.
Emanzipation bedeutet ja letztlich nichts anderes, als sich von Ungerechtigkeiten, Ungleichbehandlung und Diskriminierung etc. zu befreien. Die Gesellschaft verändert sich, Moralvorstellungen ändern sich, Rollenverteilungen ändern sich. Das hängt alles zusammen und ist ein sich entwickelnder Prozess aus Aktion, Reaktion, Revision und Adaptation.
Kein Versuch der Emanzipation kann also erfolgreich sein, wenn das Umfeld, die Gesellschaft nicht mitzieht.
Um einfach mal auf die Assoziation, dass Emanzipation nur etwas mit dem Verhalten von Frauen zu tun hat einzugehen:
Ich sehe es so:
Frau ist unzufrieden mit ihrer Rolle und Anerkennung in der Gesellschaft. Sie erkennt, dass es im Leben mehr gibt, als die ihr zugedachte Rolle, dass sich die als "männlich" und "weiblich" definierten Eigenschaften vermischen und eben nicht so krass einzuordnen sind. Sie erkennt, dass sie auch "männliche" Fähigkeiten hat, ja einige sogar übertrifft, und weniger abhängig ist, als sie bisher glaubte.
Das Bewusstsein, dass Menschen eben unterschiedliche Qualitäten und Fähigkeiten besitzen - unabhängig von ihrer geschlechtlichen Herkunft - führte dazu, dass die alten Denkmuster durchbrochen wurden.
Ich denke schon, dass wir dem Impuls der "Frauenbewegung" (hier Emanzipation genannt) viel zu verdanken haben und ich befürworte es auch, da es Vorschub leistete für ein moderneres, geschlechtsunspezifischeres, gesellschaftliches Denken.
Nichts desto Trotz, wäre es ohne die Bereitschaft der Männer nicht möglich gewesen. Ok, es stand auch ein gewisser "Zwang" und "Druck" dahinter, dass die Männer (und [Männer]Gesellschaft) sich anpassten, waren sie doch in vielen Bereichen absolut abhängig von den Frauen. Ja, viele Männer waren schlicht unselbstständig.
Dadurch, dass die Frauen einige Aufgaben schließlich verwehrten, hatten die Männer ja keine andere Wahl, sich den "weiblichen" Herausforderungen zu stellen und sich auch "weibische" Fähigkeiten anzueignen/zuzulassen. Gleichzeitig bot es ihnen aber auch die Chance, bisher nicht so akzeptierte Neigungen (weil weiblich) zu leben und eine gesellschaftliche Akzeptanz zu erfahren.
Heute lacht keiner mehr, wenn ein Mann einen Kinderwagen schiebt oder Wäsche aufhängt, und es darf ihm sogar Spaß machen. Er erntet dafür im Gegensatz zur Frau mitunter sogar mehr Anerkennung.
Das wesentliche dieser "Frauenemanzipation" ist also, dass der Boden dafür bereitet wurde, nicht mehr zu sehr in Mann und Frau zu denken, sondern den Menschen mit seinen mannigfaltigen, individuellen Neigungen und geschlechtsunspezifischen Fähigkeiten zu erkennen.
Ich gehe inzwischen sogar so weit zu sagen, dass es letztlich der Mann ist, der sich emanzipiert hat. (Die Frau gab den Anstoß, umsetzen mussten vieles die Männer und Gesellschaft).
Ist er dank der Frauen doch endlich auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit. Diese musste er sich in einigen Bereichen hart erarbeiten (Die Frauen natürlich auch *g*). Aber am Ziel ist er noch immer nicht

.
Ebenso wenig unsere Gesellschaft und die Frau. Denn so wirklich menschbezogen ist unser Denken noch immer nicht. Es schleicht sich immer wieder das Mann-Frau-Denken ein.
Ich finde es affig, sich als Frau vehement gegen weibliche Rollen zu sträuben, oder zwanghaft beweisen zu müssen "männlichen Dömänen" das Wasser reichen zu können.
Einige Rollenverteilungen haben ja durchaus ihre Vorteile.
Um es mal leicht philosophisch auszudrücken. Jede Frau sollte zu ihrem inneren Mann und zu ihrer inneren Frau stehen. Männer umgekehrt genau so. Ist wie Yin und Yang. In jedem steckt ein bisschen gut und böse, schwarz und weiß, männlich und weiblich. Lediglich die Anteile sind unterschiedlich verteilt und schwanken mitunter sogar.
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Teil 2
Zeit, die Gleichberechtigung/Emanzipation des Mannes mal in den Fokus zu stellen?
Auch die Männerrechtsbewegung ist ein wichtiges Thema unserer Gesellschaft.
Auch Frauenbewegung war und ist ein durchaus wichtiges geschichtliches Moment!
Das eigentliche Ziel ist aber noch nicht erreicht.
Ich denke schon, dass wir dem Impuls der "Frauenbewegung" viel zu verdanken haben und ich befürworte es auch, da es Vorschub leistete für ein moderneres, geschlechtsunspezifischeres, gesellschaftliches Denken.
Nichts desto Trotz, wäre eine Änderung ohne die Bereitschaft der Männer nicht möglich gewesen.
Ok, es stand auch ein gewisser "Zwang" und "Druck" dahinter, dass die Männer (und [Männer]Gesellschaft) sich anpassten, waren sie doch in vielen Bereichen absolut abhängig von den Frauen. Ja, viele Männer waren schlicht unselbstständig. Konnten nicht Kochen, Waschen, Nähen, Stricken....
Ich gehe inzwischen sogar so weit zu sagen, dass es letztlich der Mann ist, der sich emanzipiert hat.
Die Frau (Frauenbewegung) gab den Anstoß. Umsetzen mussten vieles die Männer und Gesellschaft.
Ist der Mann dank der Frauen doch endlich auch auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit.
Diese musste er sich in einigen Bereichen hart erarbeiten (Die Frauen natürlich auch *g*). Aber am Ziel sind beide noch immer nicht

. Ebenso wenig unsere Gesellschaft .
Denn so wirklich rein menschbezogen ist unser Denken noch immer nicht. Es schleicht sich immer wieder das Mann-Frau-Denken ein.
Aktuell nimmt die Frauenbewegung einer ihrer Höhepunkte in Sachen Frauenquote. Letztlich auch nichts anderes, als gute PR
Diese Fokussierung auf die Rechte der Frauen lässt aber auch einige Entwicklungen in den Hintergrund rücken.
Die Entwicklung und Nachteile dieser noch immer frauendominierten Erziehung unserer - vor allem - Söhne und natürlich auch Töchter.
Hier mal ein Artikel der Männerrechtsbewegung – grenzenlos (
Link ist zu alt, gibt es nicht mehr)
Männer stellen beispielsweise geschätzte 90 Prozent der Obdachlosen, 93 Prozent aller Berufsunfälle mit Todesfolge, 90 Prozent der Haftinsassen und 75 Prozent der Selbstmörder. Großartig thematisiert wird all das in den Medien nicht. Stattdessen hämmern diese Medien ihren Lesern und Zuschauern ein, dass Frauen hierzulande ganz übel unterdrückt würden, weil im obersten Promille der Gesellschaft wesentlich mehr Managementsposten in männlicher statt in weiblicher Hand sind. ...
....Ist es nicht ganz erstaunlich, dass die internationale Männerrechtsbewegung in genau demselben Jahrzehnt schlagartig erstarkt, in dem sich erheblich mehr Menschen weltweit über das Internet und seine sozialen Medien frei austauschen können, statt dass sich die etablierten Medien und politischen Institutionen als Filter dazwischenschieben? (Deutsche Medien wie Spiegel-Online schreiben, wie man an einem der obigen Links sieht, gerne über Männerrechtler in Kenia, aber auf keinen Fall über Männerrechtler in Deutschland.)
Für wie groß halten Sie die Chancen, eine politische Bewegung zu stoppen, die sich beispielsweise in Deutschland, den USA, Großbritannien, Tschechien, Israel, Indien und Botswana zugleich zu Wort meldet? Könnte man sich wohl irgendeinen Grund denken, warum radikale Feminstinnen so immens daran interessiert sind, diese internationale Bewegung zu einer "Szene" von ein paar hundert Leuten kleinzureden?
...Wie jeder echte Kavalier haben wir den Frauen den Vortritt gelassen – um fast volle vierzig Jahre. Aber jetzt treten wir Männer durch dieselbe Tür. Damit wir zum Schluss eine Geschlechterpolitik bekommen, die keine Sieger und keine Verlierer mehr kennt, sondern mit der beide Geschlechter zufrieden sein können.
Frauen sind es, die die Kinderwelt dominieren.
Zu wenig Männer in Kindergärten und Schulen.
Kaum eine Chance für Jungs, sich intensiv an der Gefühlswelt beider Geschlechter zu orientieren.
Papa ist den ganzen Tag arbeiten, den ganzen Tag nur gluckende Weiber um sich rum.
Ich stelle mir das schrecklich vor.
Es lebe das (unsüße) Mannweib? *höhö*
Der Mann leidet doch genau so an seiner Rolle, der Ernährer, der Starke, der Beschützer sein zu "müssen.
Und nein meine Weibsleut, sagt mir nicht, ihr wollt das ja alles gar nicht,
Es liegt doch "in unserer Natur", dass wir einen guten Versorger suchen. Und "erfolgreiche Männer" haben da nach wie vor bei den Meisten die Nase vorn. Ebenbso, wie es in der Natur des Mannes liegt, ein "häusliches, gebährfreudiges" Weib zu finden. Um mal bei den Klischees zu bleiben.
Die moderne Geselschaft weicht diese Rollen auf. Aber diese Rollen muss man ja nicht bekämpfen. Immerhin haben sich diese Strukturen über Jahrmillionen der Evolution des Menschen herausgebildet und auch bewährt.
Es gibt keinen Grund, diese Rollenverteilung zwanghaft aufzubrechen.
Es gibt aber Grund, sie dort zu harmonisieren und liberalisieren, wo sie passt.
Aber nun ist die Gesellschaft fortgeschritten genug, dies in beide Richtungen zu tun.
Die Frau hat ihre Aufmerksamkeit verdient erkämpft. Nun ist mal wieder der Mann dran!
Ziel allein kann doch nur sein, dass beide Geschlechter - je nach Konstellation - ihre Fähigkeiten und Talente zum Schutze und Wohlsein ihrer Nachkommen und ihrer selbst gestalten können, ohne Nachteile erleiden zu müssen.
TM, die es eine schwere (Erb)Last findet, dass vor allem Frauen ihre Söhne erziehen. Nicht nur durch die Natur, liegt in unserem Schoß eine hohe Verantwortung, für die wir die Männer brauchen. In welcher Form auch immer.
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Teil 3.
Gendern
Vorab
Gender ist ein Anglizismus und bedeutet ursprünglich Geschlechterrolle, bzw. soziales Geschlecht.
Bei der Genderdebatte muss man unterscheiden ob es um die Einbeziehung des weiblichen Geschlechts geht, oder um eine geschlechterneutrale Sprache. Letztere ist in vielen Sprachen schwierig umzusetzen.
Ich als Frau benutze für mich auch meist die männliche Form.
Wir Frauen sind darauf sozialisiert, uns im generischen Maskulinum "mit angesprochen" zu fühlen. Bzw. wurde es als gegeben hingenommen und gar nicht hinterfragt. Trotzdem möchte ich in einem Anschreiben nicht als Herr angesprochen werden und als Frau das selbe Gehalt wie ein Mann.
Und es ist erwiesen, dass bei männlichen Berufsbezeichnungen automatisch ein Mann assoziiert wird. Die Frau also gar nicht im Kopf oder inneren Bild existiert.
Das ist nachdenkenswert. Auch für Männer, die Frauen respektieren!
Denn auch die Bilder die uns durch die Wortwahl in den Sinn kommen, prägen unser tägliches Handeln und Denken (unbewusst) mit. Tragen also auch - aber nicht nur! - dazu bei, wirklich nicht mehr in Geschlechtern zu denken und Gleichberechtigung wirklich zu verinnerlichen. Wenn wir eine gleichberechtigte, geschlechterneutrale Welt wollen, müssen wir das geschlechtliche Denken aus unseren Hirnen verbannen oder zumindest relativieren und für einen gewissen Ausgleich sorgen. Dafür ist Sprache ein Vehikel, bzw. Ansatz.
Ich finde es gut, wenn man aktiv versucht gegen diese versteckten Muster vorzugehen. Die Frage ist halt nur in welcher Form, wie militant und medial aufbereitet sich das vollzieht.
Bei den nicht binären Geschlechtern und anderen Minderheiten ist das Wichtige an der Debatte m. E., dass man diese Minderheiten wahrnimmt und z. B. Zwitter, Transsexualität, Homosexualität nichts stigmatisierendes mehr ist. Dass diese Besonderheiten schlicht unwichtig werden, als ganz normaler Teil unseres Menschseins dazu gehört. Weil es nämlich scheiß egal ist und der Mensch alleinig durch sein Handeln beurteilt werden muss.
Geschlechterneutrale Formulierung funktioniert nicht bei allen Wörtern. Bei vielen ist es fast schon affig und völlig überzogen.
Ich begrüße und befürworte es dennoch, dass dort wo es auch leicht über die Lippen geht, geschlechtsneutrale Formen benutzt werden.
Und ich will mich auch bemühen, das selbst so anzuwenden und mich umzuprogrammieren. Fällt mir allerdings etwas schwer. Junge Menschen fällt das sicher leichter.
Wen es stört, dass man Forschende und Lehrende sagt, satt Forscher oder Lehrer, der hat echt ein Toleranz- und Empathieproblem.
Das betrifft auch die Vermeidung diskriminierender Bezeichnungen.
Das andere ist, ob man diese "Vorgaben" selbst anwendet. Das ist ja - bis jetzt noch - jedem frei gestellt. Ich denke es schadet nichts, in diese Richtung offener zu sein. Es hat ja etwas mit Respekt zu tun! Wenn sich jemand beschimpft und beleidigt fühlt bei bestimmten Worten, dann bemühe ich mich eben, das abzustellen.
Für mich war und ist Neger und Zigeuner kein Schimpfwort. In meiner Familie waren das ganz normale Bezeichnungen, bzw. beschreibende Worte wie ein/e "dicker, "großer", "blonde".
Nun werden einige Worte aber größtenteils als Schimpfwort missbraucht. Auch im politischen Bereich kann ich das beobachten.
Wenn sich jemand durch dieses Wort verletzt fühlt, dann verwende ich es halt nicht mehr. Wo ist das Problem??
Und ganz ehrlich, auch an das Binnen I oder Sternchen kann man sich gewöhnen. Da liest man halt darüber hinweg. So störend ist es nicht und der Lesefluss wird auch nicht wirklich gestört.
Das Gehirn ist in der Lage und sein täglich Brot, Texte zu ersetzen und zu interpretieren.
Dass Sternchen und BinnenI Texte unverständlich machen, ist also nachweislich ein vorgeschobenes "Kampfargument"
https://www.watson.ch/wissen/im%20bild/ ... -das-lesen
Man kann sich aber auch darüber aufregen und ein riesen Bohei daraus machen.
Einen sehr guten Artikel mit vielen Tipps, den sich bestimmt wieder kaum jemand durchlesen wird, findet man hier:
Es schickt sich halt, auch mit Quellen zu unterlegen
https://www.uni-osnabrueck.de/universit ... eschlecht/
Ein Szenarium zum Nachdenken:
"Ein Vater fährt mit seinem Sohn im Auto. Sie verunglücken. Der Vater stirbt an der Unfallstelle. Der Sohn wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert und muss operiert werden. Ein Chirurg eilt in den OP, tritt an den Operationstisch heran, auf dem der Junge liegt, wird kreidebleich und sagt: 'Ich bin nicht dazu imstande zu operieren. Dies ist mein Sohn.'"
Was denken Sie, wenn Sie die Geschichte gelesen haben? Sind Sie irritiert? Wie sieht der Mensch aus, den Sie beim Wort Chirurg spontan im Kopf haben? Und welches Geschlecht hat die Person?
Wie formuliere ich geschlechtergerecht? - Gendersensible Sprache
Um den Zugang zu der Vielzahl an Möglichkeiten geschlechtersensiblen Formulierens zu erleichtern, sind im Folgenden einige mittlerweile übliche, praktikable und einfach umsetzbare Varianten zusammengestellt. Außerdem finden auch Kritikpunkte und weitere sprachliche Stolperfallen im Zusammenhang mit dem Thema Geschlecht Beachtung.
Ich sehe das Hauptproblem in der heutigen Zeit darin, dass neue Themen (Problematiken) extrem hoch gebauscht und auf die Spitze getrieben werden und das schwarz-weiß Denken. Die extreme Polarisierung die sofort in eine Art "Hass" und Kampf ausartet, statt sachlich-fachlicher Auseinandersetzung mit der Thematik.
Es gibt auch Mittelwege. Nennt sich Kompromiss. Ein elementarer Teil in einer Demokratie. Gegenteilige Interessen müssen in Einklang gebracht werden, mit dem jeder leben kann.
TM, für einen alltagstauglichen Umgang beim Gendern und Offenheit für die - auch historisch übliche - Entwicklung und Änderungen der Sprache